Piratinnen – Fakten und Fiktionen

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Gerade läuft die zweite Staffel „Black Sails“ im Fernsehen. In dieser Serie taucht die Piratin „Anne Bonny“ auf, die von der Schauspielerin Clara Paget dargestellt wird. Ein guter Zeitpunkt, dieses Thema einmal genauer zu beleuchten.

Tatsächlich war die Schreckensherrschaft der Meere nicht nur den Männern vorbehalten. Was viele von uns kaum wissen: auch Frauen trieben ihr Unwesen.
Hier stelle ich Dir Zwei von ihnen etwas näher vor.

Anne Bonny, geboren in Irland, war die uneheliche Tochter eines Anwalts aus Cork. Sie heiratete einen mittellosen Seemann, den sie wenig später für ‘Calico Jack‘ (Captain John Rackham) verließ. Das Pärchen enterte hauptsächlich spanische Schiffe mit Schätzen an Bord in der Nähe von Cuba und Hispanola. 1720 wurde ihr Schiff nahe Jamaica von der Britischen Marine erobert und Anne Bonny und Calico Jack wurden gefangen genommen. Während Calico Jack und seiner Mannschaft der Galgen erwartete, sperrte man Anne Bonny ins Gefängnis. Da sie schwanger war, durfte sie nicht getötet werden, weil das Gesetz den Tod eines ungeborenen Babys verbot. Was danach geschah, ist leider nicht überliefert.

Im Gegensatz zum Schicksal von Anne Bonny ist mehr über die Piratin Mary Read bekannt. Ihr Leben liest sich fast wie ein Thriller.

PiratinMary Read wurde um 1690 in Plymouth geboren. Ihre Eltern zogen sie als Jungen auf. Mit dreizehn Jahren bekam sie ihren ersten Job. Jedoch nicht als Hausmädchen, sondern als Laufbursche. Doch dieser Job machte sie nicht glücklich und so heuerte sie zuerst auf einem Kriegsschiff an, und verpflichtete sich später bei einem Regiment in Flandern, wo sie mutig an der Front kämpfte. Die ganze Zeit über war Mary Read als Mann gekleidet und ging auch als Mann durch. Niemand vermutete eine Frau. Eine Maskerade, die wohl ihresgleichen sucht.
Schließlich verfiel sie einem der Offiziere und gestand ihm ihre Liebe.
Die Überraschung kann sich bestimmt jeder denken, als sie ihm offenbarte, dass sie in Wirklichkeit eine Frau sei…
Die beiden heirateten, doch die Ehe währte nur kurz, denn ihr Mann fiel. Da er ihr nichts hinterlassen hatte, war Mary  gezwungen, ihren Lebensunterhalt zu verdienen; aber nicht als Hausmädchen, sondern sie ging zurück zur Armee. Allerdings hielt sie es dort nicht lange aus. Sie desertierte und heuerte auf einem Schiff auf den Westindischen Inseln an.
Das Schiff wurde von englischen Piraten gekapert und als „english man“, schloss sie sich ihnen an.

1717 ereilte sie eine General-Amnestie, die ihr erlaubte sich zur Ruhe zu setzen. Doch der Ruf der See war zu stark, und sie schloss sich den Freibeutern von New England an. Während Mary Read als Piratin die Meere unsicher machte, traf sie auf Calico Jack und fuhr auf seinem Schiff mit. Dort begegnete ihr auch Anne Bonny.
Ebenso wie Anne, sagt man, habe auch Mary Read wie ein „Teufel“ gekämpft, bis 1720 der Arm des Gesetztes nach ihr griff und sie ins Gefängnis brachte, wo sie hingerichtet werden sollte.
Auch Mary war zu diesem Zeitpunkt schwanger und entging der Todesstrafe, starb jedoch 1721 am Fieber im Gefängnis in Spanish Town auf Jamaica.

Ob hier auch gilt: Frauen in Männerberufen? Sicherlich kein erstrebenswerter Berufswunsch. Doch die damaligen Zeiten waren alles andere als romantisch, wie es in vielen Hollywoodfilmen dargestellt wird. Und das die Piraterie auch im 21. Jahrhundert wieder Hochkonjunktur hat, zeigt uns das Geschehen um Somalia und den Golf von Aden. Eines der gefährlichsten Seegebiete unserer heutigen Zeit.

Es ist nicht alles nur Fiktion!

Maren G. Bergmann